Lichtsituationen/Lightscapes in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg. Ergebnisse eines Light Walks im November 2017
Im Rahmen der Tagung „stadtnachacht – Berlin Nights 2017“, die vom 09.-11. November in Berlin stattfand, wurde durch die Berliner Nachtungen als Zusatzmodul (side event) zur Tagung am 09.11.2017 ein Light Walk durchgeführt. Der folgende Text erläutert das Konzept des Light Walks, seine Durchführung und stellt die Ergebnisse vor.
Nicht zu verwechseln sind Light Walks mit „Night Walks“ (z. B. Dunn 2016, the guardian 2016), einer Bewegung, die zunehmend Freunde gewinnt. Auch bei den Night Walks wird die Nacht zu Fuß erkundet, auch hier soll die Wahrnehmung der Nacht geschärft werden (also durchaus im Sinne eines Sensuous Urbanism, aber ohne Betonung des Lichts).
Worum handelt es sich bei einem Light Walk?
Der Light Walk – in Analogie zu den in der Soundscape-Forschung etablierten Sound Walks (z. B. Westerkamp 1974) – zielt darauf, unterschiedliche Lichtsituationen zu erkunden. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die künstliche Beleuchtung und ihre Wirkungen auf die Nachtstadt. Häufig wird die künstliche Beleuchtung „übersehen“ oder nur unterbewusst wahrgenommen, obwohl sie selbst für Sichtbarkeit sorgt. Ganz in Analogie zu den Sound Walks soll die Wahrnehmung der alltäglichen Umgebung in der Stadt geschärft werden, um insgesamt der sinnlichen Wahrnehmung und Erfahrung zu einem größeren Recht zu verhelfen „… by understanding how common people experience the spaces of everyday life and what values and meanings are attributed to them.“ (Radicchi 2017, S. 70). Light Walks ordnen sich damit ein in einen „Sensuous Urbanism“ (Radicchi ebenda), also in eine Auseinandersetzung mit der Stadt und den Sinnen, die in den letzten Jahren vor allem ausgehend von der Soundscape-Forschung an Bedeutung gewinnt (z. B. Atmosphären der Stadt – Hasse 2012, Smellscapes – Henshaw 2014).
Was wird gemacht?
Der Light Walk ist eine geführte „Tour“ entlang einer vorher festgelegten Route. In Analogie zu den Sound Walks gibt es eine Vielzahl möglicher Varianten (Radicchi 2017), u. a.:
- Geführter Walk mit Einführung und Kommentaren durch die Leitung entlang der Route,
- Stummer Walk entlang der gesamten Route mit einer Gruppendiskussion am Ende,
- Kommentierter Walk mit Kommentaren der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie der Leitung im Verlauf,
- Kommentierter Walk mit Kommentaren der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie der Leitung an vordefinierten Haltepunkten und am Ende,
- Light Walk mit vorbereitetem Fragebogen zu vordefinierten Haltepunkten,
- Light Walk mit Instrumenten wie Fotoapparaten, Videokameras, Luxmetern.
(Für weitere Varianten siehe u. a. Schwendinger 2013 und Takeuchi et al. 2016.)
Beispiel Friedrichshain-Kreuzberg 09.11.2017
Am 09. November 2017 wurde im Rahmen der Tagung „stadtnachacht – Berlin Nights 2017“ ein Light Walk unter Führung von Josiane Meier (englischsprachige Gruppe) und Dietrich Henckel (deutschsprachige Gruppe) durchgeführt. Er fand in der Nähe des Tagungsortes von 19.30 – 21.00 Uhr teilweise in Kreuzberg, teilweise in Friedrichshain (s. Karte) in einer erweiterten Variante 5 (vorbereiteter Fragebogen zu 5 Haltepunkten und ausführliche Schlussdiskussion am letzten Haltepunkt) statt. Durch mehrere Begehungen der Gegend um den Tagungsort wurde der Light Walk vorbereitet und auf dieser Basis die genaue Route festgelegt (s. Abb. 1), die weiter unten genauer beschrieben ist.
Am Anfang wurde eine kurze Einführung in die Bedeutung von Light Walks, ihre Genese, das gewählte Modell und die Route gegeben. An alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden ein Papier mit der Route und jeweils drei Fragen (zur Einschätzung der Beleuchtungssituation in Bezug darauf, wie hell die Situation wahrgenommen und als wie angenehm sie empfunden wird jeweils in einer Skala von 1-5, sowie eine offene Frage dazu, was besonders auffällig war) zu jedem der fünf Haltepunkte verteilt. Ziel war es u. a. einen Eindruck zu gewinnen,
- welche Rolle die subjektive Wahrnehmung dafür spielt, als wie hell und wie angenehm ein Ort wahrgenommen wird (Unterschiede zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern),
- welcher Zusammenhang besteht zwischen der Wahrnehmung der Helligkeit eines Ortes und der Einschätzung, wie angenehm die Beleuchtungssituation ist,
- welche Aspekte der Beleuchtungssituation besonders auffallen, wie sie beschrieben werden und welchen Einfluss sie auf die Bewertung haben.
Während des Gehens sollte jeder sich in Ruhe auf die eigene Wahrnehmung konzentrieren. An den vordefinierten Haltepunkten wurden die Skalen ausgefüllt, die wahrgenommenen Besonderheiten in den Fragebogen eingetragen und kurz besprochen. Am Schluss erfolgte eine längere zusammenfassende Gruppendiskussion: Worin liegen Gemeinsamkeiten, wo lassen sich Unterschiede feststellen? Und worin könnten diese begründet sein?
Abbildung 1:
Route des Light Walk mit fünf Haltepunkten
(1) Zwischen Cuvrystraße und Falckensteinstraße
(2) Schlesische Straße/Falckensteinstraße
(3) Am Oberbaum/Stralauer Allee
(4) Warschauer Brücke
(5/E) RAW-Gelände
Die Zusammensetzung der Gruppen bestand aus Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern sowie an den Berliner Nachtungen Interessierten – insgesamt haben 21 Personen (12 in der deutschsprachigen, 9 in der englischsprachigen Gruppe) teilgenommen und die Fragebögen ausgefüllt. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten ca. die Hälfte eine berufliche/fachliche Affinität zu künstlicher Beleuchtung.
Die Route wurde so ausgewählt, dass entlang des Weges sehr unterschiedliche Lichtsituationen zu finden waren (vgl. Abbildungen 2 – 17):
- Entlang der Cuvrystraße, vor allem einer Wohnstraße, bestehen noch die alten Berliner Gasaufsatzleuchten.
- Zwischen Cuvrystraße und Falckensteinstraße führt ein beleuchteter Weg durch eine kleine Grünfläche, an der der erste Haltepunkt war. Die Lampen sind runde Reflektorflächen, die im 45-Grad-Winkel stehen und von Strahlern angeleuchtet werden. Die Grünfläche ist extrem unterschiedlich beleuchtet, mit sehr hellen und sehr dunklen Flächen.
- Die Falckensteinstraße ist das Testgebiet zur Umrüstung der Gasbeleuchtung auf LED, ein direkter Vergleich ist möglich, weil sowohl alte Gasleuchten wie auch auf LED umgerüstete Leuchten einander gegenüberstehen. Zudem ist die Falckensteinstraße bis zur Schlesischen Straße durch viele intensiv beleuchtete Läden und Restaurants gekennzeichnet. Die Kreuzung ist geprägt durch starken Verkehr und die Hochbahn.
- Der Weg Richtung Am Oberbaum/Stralauer Allee führte unter der spärlich erleuchteten Oberbaumbrücke mit Ausblicken über das Wasser der Spree in beide Richtungen.
- Der Haltepunkt Am Oberbaum/Stralauer Allee ist durch extreme Vielfalt unterschiedlicher Beleuchtungen gekennzeichnet, u. a.: unterschiedliche Straßenbeleuchtung in der Stralauer Allee Richtung und Osten (LED ) und Westen (Natrium Dampf), wieder andere Straßenbeleuchtung Richtung Warschauer Straße, Bahnhofsbeleuchtung der U-Bahn Warschauer Straße, Reklamen, Showrooms (Toyota), Clubs (Pirate Club), Architekturbeleuchtung (Universal, BASF).
- Der Weg über die Warschauer Straße lässt ebenfalls eine Vielfalt an Lichtsituationen erkennen.
- Der Haltepunkt auf der Warschauer Brücke ermöglicht wiederum einen Ausblick auf unterschiedliche Lichtquellen, u. a.: Die Straßenbeleuchtung ist durch gelbliche Natriumdampflampen charakterisiert. Stark ins Auge fallen die Baustellenbeleuchtung einschließlich Kränen des East Gate, Werbeplakate, Screens, die vergleichsweise dunklen Bahnanlagen sowie in der Ferne das hell erleuchtete Fußballfeld auf dem Metro-Großmarkt am Ostbahnhof.
- Das RAW-Gelände galt und gilt als Kriminalitätsschwerpunkt. Da die Beleuchtung eher zurückhaltend war und weil eine gängige These von Sicherheitsakteuren ist, dass mehr Beleuchtung die Sicherheit erhöht, wurde die Beleuchtung 2016 deutlich verändert. Durch eine Sicherheitsfirma wurden zahlreiche LED-Strahler auf dem Gelände angebracht (teilweise durch Clubbetreiber inzwischen mit gelber Folie überklebt).
Auswertung
Zu jedem der fünf Haltepunkte wurden drei Fragen zur Lichtsituation gestellt:
- Helligkeit: Wie beurteilen Sie die Lichtsituation an diesem Ort? (zu hell, eher hell, gerade richtig, eher dunkel, zu dunkel)
- Annehmlichkeit: Wie angenehm ist die Beleuchtung an diesem Ort für Sie? (sehr unangenehm, eher unangenehm, neutral, eher angenehm, sehr angenehm)
- Offene Frage: Was fällt Ihnen an der Beleuchtungssituation besonders auf? Warum?
Die Ergebnisse sind natürlich in keiner Weise repräsentativ, auch können die Unterschiede zwischen der deutschsprachigen und der englischsprachigen Gruppe bestenfalls sehr vorsichtig interpretiert werden. Dennoch lässt sich aufgrund der Gesamtzahl und im Vergleich der verschiedenen Haltepunkte eine Reihe von Punkten benennen (die Auswertungstabellen im Einzelnen befinden sich im Anhang, Haltepunkte 1-5).
Zwischen Cuvrystraße und Falckensteinstraße
Der erste Haltepunkt ist in der Wahrnehmung der Lichtsituation relativ breit gestreut: Fünf der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden die Helligkeit gerade richtig, neun fanden sie eher zu hell und acht eher zu dunkel. Elf fanden die Beleuchtung sehr oder eher unangenehm, vier eher angenehm oder sehr angenehm.
Die Antworten auf die offene Frage beziehen sich allerdings vor allem auf die negativen Aspekte: Die Beleuchtung wird teilweise als inhomogen empfunden, unangenehm fallen die unterschiedlichen Farben auf, vor allem stören die großen Unterschiede zwischen hellen und dunklen Zonen.
Schlesische Straße/Falckensteinstraße
An diesem Haltepunkt ballen sich die Beurteilungen der Helligkeit eher in der Mitte: Neun Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sie gerade richtig, sieben eher hell, vier eher dunkel. Die Beurteilung, wie angenehm das Licht ist, ist deutlicher in die Mitte als beim ersten Haltepunkt verschoben, acht Personen fanden sie neutral und sieben sogar eher angenehm.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern fiel an diesem Standort eher „das wilde Durcheinander“ der Lichtquellen auf, vor allem die kommerzielle Beleuchtung von Läden und Restaurants, die die Straßenbeleuchtung in den Hintergrund treten lässt, sowie die Rolle der Autolichter. Die Bewertung schwankte von „Reizüberflutung“ durch die zu vielen und zu bunten Lichter bis zur Bewertung „gemütlich“ oder als einfach „nichts Besonderes“, eben „eine typische urbane Beleuchtung“.
Am Oberbaum/Stralauer Allee
Die Beurteilung der Helligkeit ist an diesem Standort deutlicher in Richtung „hell“ verschoben: Acht Personen fanden die Beleuchtung gerade richtig, sieben eher hell und drei zu hell. Die Mehrheit aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer (13) findet diesen Ort allerdings eher unangenehm.
Dies ist – wie die Antworten auf die offene Frage erkennen lassen – u. a. auf den „Mischmasch“ an Beleuchtungen zurückzuführen: unterschiedliche Straßenbeleuchtungen, die unangenehme Autobeleuchtung, die als viel zu hell empfundene Beleuchtung des Toyota-Händlers, Fassadenanstrahlungen, Werbung.
Warschauer Brücke
Die große Mehrheit (17) der Personen schätzt die Beleuchtung auf der Warschauer Brücke bezogen auf die Helligkeit als gerade richtig ein, nur wenige finden sie eher hell (1) oder gar zu hell (3). Dennoch wird der Ort nicht als besonders angenehm empfunden. Vier finden ihn eher angenehm, fünf gerade richtig, aber acht als eher unangenehm oder sehr unangenehm (2).
Diese Diskrepanz wird verständlich auf Basis der erklärenden Äußerungen. Als angenehm wird von den meisten die gelbliche Straßenbeleuchtung empfunden, die auch den Gehweg gut ausleuchtet. Als unangenehm werden ansonsten die mangelnde Koordination der Beleuchtung insgesamt und insbesondere die sehr helle Beleuchtung der Baustelle, der Werbeanlagen, Screens und das Fußballfeld in der Ferne wahrgenommen.
RAW-Gelände
Die Beleuchtung auf dem RAW-Gelände wird von neun Personen als gerade richtig, allerdings von mehr als 10 als eher hell oder zu hell eingeschätzt. Kein Ort von den besuchten ist in der Bewertung so polarisiert. Sechs Personen schätzen ihn als neutral ein, vier als eher unangenehm, drei als sehr unangenehm, vier als eher angenehm und drei sogar als sehr angenehm.
Einerseits wird das Licht als zu grell, blendend und ungleichmäßig (im Wechsel zwischen Sicherheitsbeleuchtung und atmosphärischer Beleuchtung) empfunden; die Scheinwerfer seien störend, man fühle sich beobachtet. Andererseits finden andere die Kontrastierung gut, so dass alles gut überblickt werden könne. Einige finden das Licht szenisch, angenehm und freundlich.
Schlussdiskussion
Es fand eine ausführliche Diskussion statt über die Vielfalt der Lichtsituationen im Zuge der gesamten Strecke durch unterschiedliche
- Lampenarten
- Leuchtmittel
- Ausleuchtung der Räume
- Beleuchtung der Gebäude
- kommerzielle Beleuchtungen
- Werbebeleuchtung
- Screens
- Baustellenbeleuchtung
- Verkehrslichter und die
- Überlagerung der verschiedenen Beleuchtungen
Diskutiert wurde auch die Rolle unterschiedlicher Akteure und unterschiedlicher Verantwortlichkeiten für unterschiedliche Bereiche der künstlichen nächtlichen Beleuchtung. Dabei wurden Fragen nach Einheitlichkeit, Lichtniveaus, Lichtfarbe, Steuerung etc. der künstlichen Beleuchtung im Außenraum aufgeworfen.
Zur Abschlussdiskussion gesellte sich ein Clubbetreiber, der sich dann auch an der Diskussion beteiligte. Er berichtete, dass er einen LED-Strahler mit gelber Folie überklebt hätte, weil das Licht direkt in den Club leuchtete, dass es für die Ausleuchtung des Geländes kein Lichtkonzept gäbe, sondern im Zuge der Debatte über die Sicherheit auf dem Gelände die Eigentümer des Geländes eine Sicherheitsfirma mit der Ausleuchtung beauftragt habe. Das habe dazu geführt, dass letztlich nur sehr helle LED-Strahler in unregelmäßigen Abständen über das Geländer verteilt wurden.
Trotz der geringen Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ihrer zufälligen Zusammensetzung, der „Einmaligkeit“ des Light Walks sind doch einige vorläufige Schlussfolgerungen zu ziehen:
- Die Wahrnehmung von Helligkeit und vor allem die Bewertung, wie angenehm eine Beleuchtung ist, sind hochgradig subjektiv, wie etwa an der sehr kontrastierenden Bewertung des RAW-Geländes besonders deutlich wird.
- Es besteht offenkundig kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Beurteilung der Helligkeit und der Einschätzung, wie angenehm die Beleuchtung ist: Auch die Beurteilung der Beleuchtungssituation als gerade richtig in der Helligkeit bedeutet noch nicht, dass sie auch als angenehm empfunden wird, wie das Beispiel Warschauer Brücke besonders prägnant zeigt.
- Weitgehend einhellig werden Screens, Werbeanlagen, Baustellenbeleuchtungen, Autohäuser und manche anderen kommerziellen Beleuchtungen als zu hell beurteilt.
- Es gibt große Unterschiede dahingehend, ob gelbes oder weißes Licht als angenehm oder unangenehm empfunden wird. Das zeigen die verschiedenen Beurteilungen vor allem auf der Warschauer Brücke und dem RAW-Gelände.
- Bemerkenswerte Unterschiede gab es auch in der Bewertung von extremer Heterogenität der Beleuchtungssituationen, die teilweise als überfordernd und unangenehm, aber auch als Ausdruck urbaner Vielfalt oder für einen verkehrsreichen Ort als angemessen angesehen wurden.
Ein Light Walk ist ein Sensibilisierungsinstrument, um einen Einstieg in eine bewusstere Auseinandersetzung mit den (unterschiedlichen) Beleuchtungssituationen, Beleuchtungsmitteln, Verantwortlichen für die jeweilige Beleuchtung u. a. zu ermöglichen. Auf dieser Basis eines ersten Light Walks sind einerseits andere Varianten (s. o.) oder beliebige Vertiefungen möglich, z. B.:
- Wiederholungen an anderen Tagen/zu anderen Zeiten – unter Umständen verbunden mit Messungen,
- nachträgliche gemeinsame Auswertung mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern,
- Light Walks an anderen Standorten.
Für eine erste Sensibilisierung reicht eine beliebige Route, allerdings empfiehlt es sich, eine Route zu wählen (sofern das unter den jeweils gegebenen Umständen möglich ist), die eine gewisse Variation bietet:
- Leuchten- und Lampentypen der Straßenbeleuchtung,
- Varianten der kommerziellen Beleuchtung (Läden, Restaurants, Showrooms etc.),
- Werbeträgern (Plakaten, Screens),
- Baustellen,
- Verkehrsbeleuchtungen (Autos, öffentliche Verkehrsmittel),
- Gebäudeanstrahlungen,
- räumlichen Situationen (offene/geschlossene Bauweise, Altbau/Neubau, Plätze, enge/weite Straßen etc.)
umfasst.
Dass ein Light Walk ein geeignetes Sensibilisierungsinstrument ist, wird auch dadurch bestätigt, dass selbst die Personen, die professionell mit künstlichem Licht zu tun hatten, betonten, wie nützlich der Light Walk gewesen sei und Aufmerksamkeit für weitere Aspekte der nächtlichen Beleuchtung geschaffen habe.
Insofern ist zu vermuten, dass wer einmal an einem Light Walk teilgenommen hat, die Stadtbeleuchtung nicht mehr in gleicher Weise unbefangen und selbstverständlich wahrnehmen wird. Die Sensibilisierung hat ein Grundwissen und eine Grundaufmerksamkeit erzeugt, die eine anschauliche Bestätigung des (verkürzten) Goethe-Wortes ist: Man sieht nur, was man weiß.
Literatur
Dunn, Nick (2016): ‚When streets become supernatural‘: the joy of walking in cities at night. In: the guardian 18.11.2016. Im Internet unter (letzter Zugriff 19.01.2018)
Hasse, Jürgen (2012): Atmosphären der Stadt: Aufgespürte Räume. Berlin (Jovis).
Henshaw, Victoria (2014): Urban Smellscapes. Understanding and designing city smell environments. New York, London (Routledge).
The Guardian (2016): ‘Night walks are a great tonic for urban stress: your stories of the nocturnal city. Readers share their experiences – from hearing panther screams in Prague to wandering through the hidden neighbourhoods of Seoul. In: The Guardian 15.12.2016 (letzter Zugriff 10.01.2018)
Radicchi, Antonella (2017): A Pocket Guide to Soundwalking. Some Introductory Notes on its Origins, Established Methods and Four Experimental Variations. In: Besecke, Anja; Meier, Josiane; Pätzold, Ricarda; Thomaier, Susanne (Hrsg.)(2017): Stadtökonomie – Blickwinkel und Perspektiven. Ein Gemischtwarenladen. Berlin (Universitätsverlag TU Berlin), S. 70-73. (letzter Zugriff 18.01.2018)
Schwendinger, Leni (2013): Night Seeing. Navigate your Luminous City. Berlin 2013 (Flugblatt). Siehe auch www.nightseeing.net.
Takeuchi, Yuki; Takeuchi, Eiki; Mochizuki, Ginko; Simen, Huang; Sakaguchi, Shinichi (2016): The 53rd City Night Walk in Yokohama Bashamichi and Isezaki-cho, 18.03.2016. (letzter Zugriff 19.01.2018)
Westerkamp, Hildegard (1974): Soundwalking, originally published in Sound Heritage, Volume III Number 4, Victoria B.C., 1974; Revised 2001 published in: Autumn Leaves, Sound and the Environment in Artistic Practice, Ed. Angus Carlyle, Double Entendre, Paris, 2007, p. 49. (letzter Zugriff 18.01.2018)